Seit ich denken kann, wende ich meinen Blick nach außen. Ich scanne mein Umfeld, Gegenstände, Gesichter, Stimmungen. Ich versuche hinter gerunzelten Stirnfalten oder ausladenden Gesten die Gedanken der Menschen zu erahnen und entsprechend darauf zu reagieren. Je länger ich sie kenne, umso besser gelingt es mir. Unglaublich anstrengend bleibt es trotzdem. Ein Muster aus meiner Kindheit oder vielleicht auch eine genetische Angelegenheit, auf jeden Fall begleitet mich dieses Zwischen-den-Zeilen-Lesen schon sehr lange. Es schützt mich davor, in Fettnäpfchen zu treten, macht es mir leicht rechtzeitig das Thema zu wechseln oder einfach zu Schweigen.
Ich richte mich komplett nach anderen Person aus.
Es sorgt aber auch dafür, dass ich länger mit Menschen zusammenarbeite oder -bleibe, als es gut für mich wäre. Weil ich über lange Strecken hinweg vermeiden kann, dass Konflikte eskalieren. Ich richte mich einfach komplett nach anderen Person aus und schütze uns so mit vermeintlichem Frieden. Was dann folgt ist ein schleichender Prozess des Unwohlseins.
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